Weihrauch
Ein himmlischer Duft
Nicht jeder stimmt automatisch dieser Aussage zu. Manch einer fängt schon an zu husten, obwohl noch gar kein Weihrauch im Fass ist, geschweige denn, dass es angezündet ist.
In der Weihnachtsgeschichte hören wir sehr gern davon, dass dem Kind in der Krippe Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dargebracht wurden. Aber mit dem normalen Gebrauch des Weihrauchs im Gottesdienst können viele nichts mit anfangen.
Gründe genug, dass wir uns einmal näher mit dem Weihrauch befassen.
Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus war den Menschen in Ägypten und im Orient der Gebrauch von Weihrauch bekannt, aber auch am Horn von Afrika, in Arabien und Indien. Weihrauch wird aus dem getrockneten Harz des Weihrauchbaums gewonnen (lateinisch Boswellia). Weihrauch wurde schon immer zu kultischen Handlungen benutzt, z.B. bei den alten Ägyptern, die die Körner als „Schweiß der Götter“ bezeichneten.
Doch wie kam es, dass die Christen anfingen, Weihrauch zu benutzen? Das war am Anfang gar nicht so selbstverständlich und man war auch eher skeptisch, denn man war sich der Benutzung im heidnischen Bereich durchaus bewusst. Schließlich wurden Weihrauchkörner in der Zeit der Christenverfolgung vor Götterbilder gestreut; das passte nun gar nicht zum Christentum.
Als die Zeit der Christenverfolgung im 4. Jahrhundert vorbei war, übernahm man doch dieses Ritual. Die Weihrauchgefäße wurden zunächst beim Altar aufgehängt, zum einen, um den Kirchenraum mit Wohlgerüchen zu erfüllen, zum anderen, um den Gottesdienst festlicher zu gestalten.
In der römischen Antike wurde vor wichtigen Persönlichkeiten eine Weihrauchschale vorausgetragen. Dieser Brauch übertrug sich auch auf die Ehrung des Papstes und der Bischöfe. Und in diesem Sinne kam diese Ehrerbietung auch Christus selber zu. Und nun wisst Ihr auch schon, warum beim Einzug Weihrauch immer vorweg geht, selbst vor dem Kreuz.
Weihrauch sorgt nicht nur für ein gutes Klima, sondern hat darüber hinaus noch weitere, symbolische Bedeutungen – er ist sozusagen wie ein sichtbares Gebet und Zeichen der Gegenwart Gottes. Im Psalm 141,1 heißt es deshalb schon im Alten Testament: „Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir auf“.
Weihrauch ist zu allen Zeiten und in allen Religionen dazu verwendet worden, dem Göttlichen die Verehrung zu erweisen. Deshalb werden das Evangelienbuch, der Altar und das Allerheiligste mit Weihrauch inzensiert. Und wenn der Priester bei der Gabenbereitung Brot und Wein mit einem Rauchkreis umräuchert, dann wird besonders deutlich, dass diese Gaben aus ihrem normalen Alltagsgebrauch nun ausgesondert sind; sie sind zu Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus gewandelt.
Die feiernde Gemeinde soll sich am Weihrauch erfreuen. Es gibt zugegebenermaßen Düfte, die nicht so wohlriechend sind, aber im Allgemeinen benutzen wir sehr anmutig duftenden Weihrauch. Und wenn trotzdem der Hals kratzt und jemand mal husten muss? Dann ist das eben so; nur nicht unterdrücken. Seht es als Zeichen, dass sich im gottesdienstlichen Feiern manches auf dem Weg der Erlösung „lösen“ darf. Weihrauch ist demnach auch ein „Anreiz“ zum Gebet.
Unsere Liebe zu Christus bleibt wie der Weihrauch glühend und brennend.